Die Sprache

Was ist denn so besonders an der Wahrnehmung der Sprache? Es sind doch auch nur Schallwellen.

Aber anders als bei Geräuschen oder Tönen, sind Sprachsignale wesentlich schwieriger zu interpretieren. Sie folgen nicht einem einheitlichen Muster, welches mit Hilfe des Gedächtnisses gespeichert wird und später zum Verständnis verglichen werden kann.

 

Bei der Wahrnehmung von Sprache gibt es viele Probleme, die die Wissenschaftler vor ein Rätsel stellen. Zum einen gehört dazu das Problem der Einheitenbildung. Wie wird zum Beispiel ein Satz unterteilt, so dass er mit dem gespeicherten Mustern im Gedächtnis verglichen werden kann? Was sind die kleinsten Bausteine? Als erstes würde man vermuten, dass es Wörter sind. Gerade in der deutschen Sprache werden die Wörter durch eine merkliche Pause klar voneinander getrennt. Aber Versuche zeigten, dass bestimmte Sätze im Spektrogramm keine Unterscheidung von Wörtern zulassen.

 

Vielleicht sind dann die Buchstaben die kleinsten Einheiten? Aber auch hier haben Versuche gezeigt, dass die Bildung von Lauten wie ein „b“ im Spektrogramm bei der Aussprache von „Boot“ anders aussieht als bei „Bad“. Die Artikulation der beiden b’s sind abhängig von dem nachfolgenden Laut. Demnach kann auch ein Buchstabe keine Einheit sein.

 

Eine andere Schwierigkeit beim Erkennen und Interpretieren von Sprachsignalen bildet die unterschiedliche Tonhöhe von verschiedenen Stimmen. Auch die verschiedenen Akzente und die Geschwindigkeit des Sprechens erzeugen völlig unterschiedliche Muster. In der alltäglichen Umgebung reden wir oft schnell und sprechen nicht jedes Wort einzeln aus. Der Satz „Hast du heute Zeit“ wird schnell zu „Hasdu heute Zeit“.

Trotz all dieser Schwierigkeiten können wir die Worte auseinander halten und verstehen den inhaltlichen Sinn.

Untersuchungen haben sogar ergeben, dass bei der normalen Sprachgeschwindigkeit 12 bis 14 Sprachsignale pro Sekunde aufgenommen werden. Bei einer Geschwindigkeit von 50 bis 60 Signalen pro Sekunde soll die Sprache sogar noch stärker verständlich sein.

 

Viele Menschen sind sich der Komplexität bei einem netten Gespräch überhaupt nicht bewusst. Dennoch vollbringt unser Gehirn bei der Interpretation der Sprache wahre Wunder. Gerade diese Probleme haben es lange schwer gemacht Spracherkennungsprogramme zu entwickeln.